In der Region Plessur, vor allem in Chur, aber auch in der Destination Arosa, wird ein abnehmendes Interesse am Detailhandel-Markt festgestellt – sowohl auf Seiten Kunden als auch auf Seiten der Anbieter. Als Ursachen kommen mehrere Gründe in Frage: Neben dem Fortschreiten des Online-Handels haben auch der Ausbau von Outlets und grenznahes Einkaufen sowie die Verkehrssituation einen Einfluss auf den lokalen Detailhandel.
Vor diesem Hintergrund haben die Region Plessur, die Stadt Chur, die Gemeinde Arosa und die IG Handel Chur eine Studie erarbeitet, die einerseits eine Analyse der Kundenbedürfnisse vornimmt und andererseits Ansätze für mögliche Massnahmen zur Verbesserung der Situation vorschlägt.
Studie zum Detailhandel in der Region Plessur
Aus der Studie der Kundinnen- und Kundenbefragung wurden Handlungsempfehlungen für die Shopping-Destinationen Chur und Arosa entwickelt. Diese sind in der Studie publiziert.
Weiter wurden folgende übergeordneten Stossrichtungen für die Region Plessur abgeleitet:
Eine gezielte Analyse der Sortimentslücken und die Ansiedlung neuer, attraktiver Marken und Konzepte sind entscheidend, um die Abwanderung von Kaufkraft zu verhindern.
Investitionen in die Schulung und Weiterbildung des Verkaufspersonals sind unerlässlich. Freundlichkeit, Fachkompetenz und Kundenorientierung müssen weiterhin hochgehalten und zu einem Markenzeichen des lokalen Handels weiterentwickelt werden. Die Erwartungen seitens der Kundschaft sind hoch und werden weiter ansteigen. Hier gilt es mit diesen Bedürfnissen Schritt zu halten. In erster Linie sind die einzelnen Anbieter gefordert, entsprechende Service- und Kundenorientierung zu gewährleisten und stetig auszubauen. Denkbar sind branchenübergreifende Schulungsprogramme und Foren für den Erfahrungsaustausch zu Themen wie Fachberatung, Kundenkommunikation und Omnichannel-Services – z.B. initiiert und gefördert durch die Branchenverbände. Gastfreundschaft, Freundlichkeit und Kompetenz können zum Markenzeichen der Bündner Hauptstadt als auch der alpinen Tourismusdestination Arosa werden.
- Alle Akteure müssen ihre digitalen Kompetenzen ausbauen. Dies umfasst sowohl die Online-Präsenz einzelner Händler als auch gemeinsame, regionale Plattformen und Marketing-Initiativen. Ein Grossteil der Kundschaft kauft hybrid ein. Besonders jüngere Zielgruppen erwarten eine nahtlose Verknüpfung der Kanäle. Denkbar wäre eine zentrale Online-Plattform oder eine App, die Produkte lokaler Händler anzeigt, deren Verfügbarkeit prüft und «Click & Collect»-Services ermöglicht. Dies bedient den Wunsch nach Omnichannel-Services und stärkt die lokale Wirtschaft gegenüber reinen Online-Anbietern. Zusätzlich können digitale Schaufenster mit QR-Codes an Schaufenstern ein 24/7-Shopping bieten und damit die Omnichannel-Aktivität der Churer und Aroser Händler stärken.
Während Chur seine Funktion als urbanes Versorgungszentrum mit einem breiten Angebot stärken muss, sollte Arosa auf ein hochspezialisiertes, erlebnisorientiertes und authentisch-alpines Einkaufserlebnis setzen, das zugleich aber auch Produkte für den Alltagsbedarf zu angemessenen Preisen im Angebot hat.
Die in der Studie initiierten Workshops weisen darauf hin, dass in Zukunft mehr auf Kooperation und Vernetzung gesetzt werden muss. Nur durch eine enge Zusammenarbeit zwischen Detailhandel, Tourismus, Hotellerie, Gastronomie und Gewerbeverbänden sowie der öffentlichen Hand können die anstehenden Herausforderungen gemeistert und die Region Plessur als attraktiver Lebens- und Wirtschaftsraum nachhaltig gestärkt werden. Durch transparente Kommunikation über Marktentwicklungen, Bedarf und mögliche Förderinstrumente lassen sich Synergien nutzen und innovative Nutzungskonzepte – etwa Zwischennutzungen, Pop-ups oder flexible Mietmodelle – gezielt umsetzen. Eine solche Dialogplattform kann zudem Vertrauen zwischen den Akteuren aufbauen und so den Grundstein für langfristige Partnerschaften legen.
Ein zentrales Ergebnis der durchgeführten Workshops war die Erkenntnis, dass neben der Optimierung von Sortiment und Service auch die strukturellen Rahmenbedingungen für den Detailhandel verbessert werden müssen. Die Teilnehmenden identifizierten insbesondere die administrative Komplexität und die steigenden Mietkosten für Gewerbeflächen als Herausforderung. Hier kann die Stadt bzw. die Gemeinde als Dialogbereiterin den ersten Schritt in Richtung Verbesserung tätigen.
Um diese Massnahmen erfolgreich umzusetzen, empfiehlt sich ein gezielter Ausbau der Standortförderung sowie der regionalen Kommunikation, was von den Befragten explizit unterstützt wurde. Denkbar ist die Entwicklung einer gemeinsamen Plattform (App/Website) für Angebote, Events und Rabatte in der Region Plessur, flankiert von einer Marketingkampagne unter dem Motto «Shop Local Plessur». Diese würde die Sichtbarkeit der neuen Angebote erhöhen, regionale Identität stärken und die Besucherfrequenz zusätzlich steigern. Zuständige Akteure sind die Standortförderung, die Gemeinden, lokale Gewerbevereinigungen sowie touristische Organisationen.
Ob in der Stadt Chur oder in der Gemeinde Arosa – die Stärke unserer Region entsteht, wenn Gewerbe und Handel gemeinsam mit Gastronomie und Tourismus ein unverwechselbares Erlebnis schaffen.
Die Studie bestätigt, was wir spüren: Das einzigartige Einkaufserlebnis ist unser Schlüssel zum Erfolg.
Das Projektteam besteht aus den folgenden Personen:
Regionalmanagement / Kontaktstelle Wirtschaft Region Plessur / Stadt Chur
Victor H. Zindel (Leiter Kontaktstelle Wirtschaft | Regionalmanagement)
> Link
IG Handel Chur
Florian Hug (Präsident) und Manuel Solcà (Geschäftsführung)
> Link
Gemeinde Arosa
Yvonne Altmann (Gemeindepräsidentin) und Jan Diener (Gemeindeschreiber)
> Link
Fachhochschule Graubünden
Dario Wellinger (Projektleiter, Dozent) und Tatjana Schädler (wissenschaftliche Projektmitarbeiterin)
Zentrum für Verwaltungsmanagement, Fachhochschule Graubünden
> Link